beim aufräumen der bilder in meinem macbook bin ich auf dieses "album" gestossen. bis heute habe ich nie wirklich darüber gesprochen. weil mich dies nun aber wieder aufgewühlt hat, muss es jetzt, neun monate später, raus:
am 9. november 2011 war ich einen tag lang da, wo grausame verbrechen statt gefunden haben, da wo tausende von menschen ermordert wurden, da, wo heute alles idyllisch und harmlos wirkt - ein tag in auschwitz.
anlass der reise war eine weiterbildung. eine gruppe von rund 70 lehrpersonen, 2 kz-überlebenden und organisatoren traf sich früh morgens in zürich-kloten um ein flugzeug in richtung krakau zu besteigen. dort wurden wir auf zwei cars verteilt und ins stammlager II gefahren, wo wir den gesamten morgen verbrachten. wir hörten erinnerungen der überlebenden, liefen durch das eingezäunte gebiet, traten in baracken ein, marschierten über die gleise der todeszüge und nahmen an einer gedenkzeremonie (da es der jahrestag der reichskristallnacht war) teil.
beim zuhören kullerten ab und zu tränen über mein gesicht, manchmal überkam mich das gefühl, gleich in mir zusammen zu sacken, weshalb ich mich zeitweise von der gruppe entfernte. ich war zwar da, hörte zeugenberichte, wusste, dass da ungeheuerliches passiert war und dennoch - unvorstellbar. wieder tausend fragen in meinem kopf, gefühlswirrwarr; unverständnis, trotz, wut, trauer, gefühlschaos.
es war eisig kalt. seit dem flug am morgen hatten wir nichts zu trinken mehr und alle wurden müde. scham. wie kann man sich an solch einem ort über solche belanglosigkeiten den kopf zerbrechen? wie kann man sich, in daunenjacken gehüllt, beklagen, kalt zu haben, im wissen, dass an diesem ort tausende erfroren sind? man tut es, wir taten es - und schämten uns. jedenfalls die meisten von uns.
nach dem mittag fuhren wir ins stammlager I. dieses wurde als erstes erbaut, von und für die arbeiter, die die weiteren stammlager zu errichten hatten. die zimmer in den blöcken wurden teils in eine art museum (kann man dem echt museum sagen?!) umfunktioniert; tonnen von brillen. tonnen von haaren. tonnen von schuhen. namenlos. unzählige koffer - angeschrieben.
besichtigung des bunkers indem das giftgas zum ersten mal ausprobiert wurde. besichtigung der mauer, an welcher leute - ohne prozess - exekutiert wurden. passieren des tores "arbeit macht frei".
dann verlieren sich meine erinnerungen. zu viel für mich. ich weiss noch, dass mein arbeitskollege irgendwann meine hand genommen hat und nicht mehr losliess. ich weiss noch, dass ich mich fragte, wie es die zwei überlebenden aushalten. und ich weiss noch, wie wir in die cars stiegen und das leben einfach weiterging.
Ich denke das geht jedem so, der mal ein KZ besucht hat.
AntwortenLöschenEs ist beklemmend und unvorstellbar, welches Leid den Menschen damals zugefügt wurde. Ich frage mich immer: "Was waren die Aufseher für Menschen. Wie konnten die nur zu solchen gewissenlosen Zombies mutieren?"
Eine Frage die wohl niemals beantwortet werden kann.
Wir können es leider nicht rückgängig machen, einzig können wir uns immer vergegenwärtigen, dass dies eines der schlimmsten Kapitel der Menschheit war, das nie, wirklich gar nie wieder wiederholt werden darf.
Leider ist das ein frommer Wunsch, denn menschen- und lebensverachtendes passiert auch noch heute, in vielen Teilen der Welt.
Wir waren vergangene August während unserer Fahrradtour von Passau nach Wien im KZ in Mauthausen, Österreich. Es liegt gaaaaaaaanz oben auf nem Berg und wir sind schimpfend und lachend angekommen, aber auch froh und überhaupt... aber der Ort saugt dir dann mal direkt jegliche Lebensfreude aus dem Körper. Zeitgleich war noch eine NS-Zeit-Kunstaustellung in den ehemaligen Schlafhäusern, musikalisch untermalt. Schlimm. Irgendwann sind mir dann auch die Tränen über's Gesicht gelaufen. Einerseits bin ich froh es gesehen zu haben, andererseits kann ich meiner Mutter nur zustimmen: als Haltepunkt auf unserer langen Tour war es, rein stimmungstechnisch, nicht die beste Idee... Ich kann deine Gefühle sehr gut nachempfinden.
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